Bürgerinitiative Spandau - Haveleck

Wohnungsbau - nachhaltig und maßvoll - für und mit dem Mensch

 
 

Über uns 

 Bürgerinitiative Spandau Haveleck

für eine behutsame Entwicklung und Bebauung des Quartiers Haveleck (Wasserstadt Oberhavel)

 

Ziff. 282 ff. der Koalitionsvereinbarung 2016-2020 des rot-rot-grünen Senats: „Eine stadtverträgliche maßvolle Nachverdichtung ist wohnungspolitisch unverzichtbar, bedarf stadtplanerischer Herleitung und muss den Erfordernissen einer ökologischen Stadtentwicklung gerecht werden. Die städtischen Wohnungsbaugesellschaften praktizieren in Vorbildfunktion eine umfassende Beteiligung von Anwohner*innen bei Bauprojekten. Bei besonders umstrittenen Bauvorhaben sollen städtebauliche und architektonische Qualifizierungen mit Bebauungsvarianten erfolgen, um breit getragene Lösungen zu ermöglichen."  

 

Wir setzen uns dafür ein,  

> dass die weitere Bebauung des Quartiers Haveleck auf der Grundlage eines modernen und nachhaltigen Quartierskonzeptes erfolgt, 

> dass die Quartiersentwicklung über die Grenzen des Quartiers hinaus einen Beitrag zur sozialen Stabilisierung des Bezirks Spandau leistet und unter Beteiligung der Anwohnerinnen und Anwohner erfolgt, 

> dass parallel die erforderliche Infrastruktur geschaffen wird.

     

    Die Bürgerinitiative

    Das Quartier Haveleck wird derzeit durch Reihenhäuser geprägt, die überwiegend von Familien aus der sog. Mittelschicht bewohnt werden. Wir sind Menschen, die ihre Ersparnisse hier in den Standort investiert haben, um in grüner Lage am Standrand zu leben. Wir haben dabei darauf vertraut, dass der Flughafen Tegel 2012 geschlossen wird. Das Quartier befindet sich ja direkt in der Einflugschneise. Wir haben weiterhin darauf vertraut, dass nach Schließung des Flughafens die behutsame Bebauung fortgesetzt wird, da sich seit 2010 ein entsprechender Bebauungsplanentwurf im Verfahren befand.  Inzwischen warten die Anwohner/innen seit über 4 Jahren auf die Schließung von Tegel, die weiterhin nicht absehbar ist. Das Bebauungsplanverfahren für überwiegend Reihenhäuser wurde 2016 gestoppt, nachdem die Grundstücke der landeseigenen Wohnungsbaugesellschaft Gewobag übertragen wurden. Nunmehr befindet sich ein Bebauungsplanentwurf im Verfahren, der auf den Planungen der 90er Jahre aufsetzt und diese allerdings weiter verdichtet. Eine Beteiligung der Anwohner/innen an den Planungen ist bislang nicht erfolgt. Dieses Vorgehen ist nicht hinnehmbar, denn es widerspricht u.a. den Zielen der Smart City Strategie des Senats von 2015 ebenso wie der aktuellen Koalitionsvereinbarung des rot-rot-grünen Senats.  
     

    Anders als andere Bürgerinitiativen in Berlin sind wir jedoch nicht gegen eine Bebauung des Quartiers, sondern für seine behutsame, maßvolle und standortgerechte Entwicklung!

     

    Unsere Forderungen

    1. Aus Fehlern lernen

    Die aktuellen Bebauungsplanentwürfe für die östliche Wasserstadt beruhen auf dem städtebaulichen Konzept für die Wasserstadt Spandau aus den 1990er Jahren. Dieses Konzept wurde nur in Teilen umgesetzt und gilt heute bezogen auf die westliche Wasserstadt als verfehlt: Durch die Abriegelung der Bauten gegenüber der Wasserseite wird die Wasserlage nicht optimal genutzt, zudem ist das Gebiet durch einen hohen Leerstand der Gewerberäume, eine massive Dichten an Discountern und eine fehlende soziale Mischung gekennzeichnet. 

    Wir fordern daher, dass die aktuellen Bebauungsplanverfahren (Nr. 5-73/ 5-74) ausgesetzt werden – stattdessen ein neues städtebauliches Konzept entwickelt wird, das die bisherige Entwicklung im Haveleck aufgreift, der herausragenden Wasserlage gerecht wird und den Kriterien einer modernen, nachhaltig orientierten Stadtplanung entspricht.
     
    2. Soziale Ausgewogenheit schaffen

    Eine hohe Arbeitslosen- und Sozialhilfequote, eine hohe Verschuldung der Haushalte sowie ein niedriges Bildungs- und Ausbildungsniveau prägen nach wie vor die Struktur des Bezirks Spandau und der Stadtteile Haselhorst und Hakenfelde. Gemäß aktuellem Sozialstrukturatlas, Armutsbericht und dem Monitoring „Soziale Stadtentwicklung  2015* hat sich Entwicklung seit 2008 weiter verschlechtert. So liegt im angrenzenden Quartier Pulvermühle der Anteil an Sozialwohnungen bei 70 %. Daher muss gerade in Spandau (und außerhalb des Stadtteils Kladow) überproportional hochwertiger Wohnraum sowie Eigentum geschaffen werden, um eine substanzielle Verbesserung der Sozialstruktur zu erreichen.

    Wir fordern daher, dass die Bebauung des Quartiers sowohl mit Mietwohnungen als auch mit Eigentumswohnungen/Reihenhäusern erfolgt.
     
    3. Smart City Berlin leben: Intelligent bauen

    Die Planungen sind bislang trotz vielfacher Nachfragen den Anwohner/innen nicht vorgestellt worden. Lediglich durch die aktuelle Veröffentlichung des Bebauungsplanentwurfs 5-73 für ein Teilgebiet des Quartiers sind die Ansätze der Planungen erkennbar: Danach wird das Wasserstadtkonzept aus den 90er Jahren weiter verdichtet. Der Bebauungsplan sieht eine Überschreitung der gesetzlichen Obergrenzen bei der Geschossfläche sowie eine Unterschreitung der Abstandsflächen vor. Die laut Umweltatlas erforderlichen zusätzlichen wohnungs- und siedlungsnahen Grünflächen werden nicht geschaffen. Damit widersprechen die Planungen sowohl den Zielen des Senats hinsichtlich einer ökologischen Stadtentwicklung als auch den Kriterien einer modernen urbanen Bebauung.

    Wir fordern daher, dass die politischen Ziele einer ökologischen und partizipativen Stadtentwicklung endlich in die Praxis umgesetzt werden, um das Vertrauen der Bürger/innen in die Politik nicht immer weiter zu erschüttern.
     
    4. Die erforderliche Infrastruktur schaffen

    Der Bebauungsplanentwurf (5-73) bzw. seine Begründung trifft keinerlei Abwägungen zu dem aktuellen Bedarf an öffentlichem Nahverkehr, vielmehr wird die bisherige verkehrliche Anbindung mit den Buslinien 139/236 als ausreichend bewertet. Durch das Bevölkerungswachstum im Quartier und angrenzenden Gebieten sind die Busse zu den Hauptverkehrszeiten bereits jetzt überfüllt. In unmittelbarer Nähe entsteht derzeit eine weitere Wohnanlage („Pepitahöfe“) mit rd. 1000 Wohnungen, die in den aktuellen Planungen nicht berücksichtigt wird. Auch eine hinreichende Versorgung mit Kita-und Grundschulplätzen ist nicht sichergestellt. Im Rahmen der Behördenbeteiligung hat die Fachabteilung des Bezirksamtes Spandau darauf hingewiesen, dass in „absehbarer Zeit keine freien Platzkapazitäten zur Sicherung der vorschulischen Kindergartenbetreuung bestehen“. Zudem sei auch der Grundschulbedarf nicht gesichert, entsprechende Vorhaben seien in der konkreten Investitionsplanung nicht vorhanden. Aktuell besteht bereits jetzt ein Defizit von über 100 Kitaplätzen. Auch hier wird das Neubauprojekt „Pepitahöfe“ den Bedarf weiter verschärfen. 

    Wir fordern daher, dass mit der Entwicklung des Quartiers die Schaffung der erforderlichen Infrastruktur einhergeht, d.h. dass entsprechende Planungen umgehend – und in Abstimmung mit der Bebauungsplanung – beginnen.           
     
    Berlin, den 19.02.2017. Verteilt auf  der öffentlichen Bürgerversammlung zur Gründung der Bürgerinitiative im Bootshaus Spandau, Bootshausweg 1, 13599 Berlin

     

                                                              
    * Auszug: Monitoring Soziale Stadtentwicklung 2015: In der Inneren Stadt nehmen soziale Problemlagen ab. Zwar sind sie hier stärker ausgeprägt als im Durchschnitt aller untersuchten 435 Planungsräume, jedoch weist der sinkende Mittelwert der Planungsräume in der Inneren Stadt auf zurückgehende soziale Benachteiligungen in diesem Teilraum hin. In der Äußeren Stadt nehmen die sozialen Unterschiede vor allem dort zu, wo Geschosswohnungsbau dominiert. Seit 2012 verzeichnen diese Planungsräume im Durchschnitt sogar höhere Mittelwerte als in der Inneren Stadt. Dies bedeutet, dass hier die Problemlagen inzwischen ausgeprägter sind als in der Innenstadt und zumindest im Betrachtungszeitraum weiter zunehmen.


     

    Mitglieder

    Die Anwohner des Haveleck sind die Gründer und laden jeden ein, der Interesse hat, das Wohngebiet nachhaltig gestalten zu wollen mitzumachen.

     

     

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